Wenn Sie noch unschlüssig sind, ob Sie überhaupt eine Beratung machen möchten, ob diese Sinn macht und sich einfach informieren möchten, was es für Möglichkeiten gibt, beantworte ich nachfolgend die wichtigsten Fragen, die Klienten mir immer wieder stellen. Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen!
Wann macht eine Paartherapie Sinn?
Ich kann aus meiner langjährigen Erfahrung wirklich behaupten, dass ich noch nie Klienten nach Hause schicken musste, weil sie zu früh in die Beratung kamen. Der Großteil kommt sehr spät und manchmal auch zu spät. Warum ist das eigentlich so?
Wir Menschen brauchen immer einen gewissen Leidensdruck als Motivation. Es wird zu lange gewartet und gehofft, die „Sache“ gibt sich schon von allein. Meine Erfahrung ist jedoch, dass sich die wichtigen Themen nie von allein auflösen, auch wenn zu schön um wahr zu sein wäre;-). Gerade beim Thema Sexualität lösen sich die Konflikte nicht, nur weil man abwartet, irgendwann zusammenzieht und/oder heiratet oder eine Familie gründet. Gerade im Bereich Sexualität verbergen sich partnerschaftliche Grundkonflikte äußerst gerne.
Ich behaupte: „Reden Sie! Denn wenn Sie nicht über Sex reden, werden Sie auch bald keinen mehr haben!“
Paartherapie macht also dann Sinn, wenn beide Partner noch emotional in der Beziehung sind, also keiner der beiden bereits komplett ausgestiegen ist oder final „abgeschlossen“ hat und nur auf den richtigen Zeitpunkt oder Umstand wartet, das zu benennen. Aber auch das ist Bestandteil meiner Arbeit: Klarheit schaffen und die (auch unangenehmen) Dinge ansprechen.
Ich behaupte: „Unklarheit ist der größte Energiefresser!“
Wann lohnt es sich, um die Beziehung zu kämpfen?
Liebe ist kein Kampf und im Grunde kämpfen wir auch gar nicht gegen den Partner (auch wenn es mitunter so aussieht;-)), sondern wir kämpfen immer gegen uns selbst. Wir verlangen vom Partner Dinge, die wir nicht fähig sind, uns selbst zu geben und stellen nach einer Weile frustriert fest: Er scheint nicht der Richtige zu sein! Das kann selbstredend manchmal die Quintessenz sein, dass eine gemeinsame Entwicklung in dieser Partnerschaft nicht (mehr) möglich ist, aber ist das Potential wirklich ausgeschöpft? Wenn wir verstanden haben, dass es immer um die Beziehung zu uns selbst geht, die sich in einer Partnerschaft besonders deutlich zeigt, dann erübrigt sich die Frage, ob es sich lohnt, um die Beziehung zu kämpfen. Fragen Sie sich daher, ob SIE es sich wert sind!
Ich behaupte: „Wer nicht beginnt zu bewegen, wird nicht vollenden!“
Was kann ich tun, wenn mein Partner nicht mitkommen will?
Im Grunde sollte man sich darüber klar werden, ob man – notfalls auch ohne Partner – Unterstützung einholen möchte. Wenn man dies entschieden hat, ist die eigene Haltung schon mal klar und muss dem anderen genauso direkt und konkret kommuniziert werden. Möglichst gewaltfrei;-) und ohne ihn unter Druck zu setzen, aber dennoch bestimmt. Zum Beispiel: „Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann weiß ich nicht, wo wir in ein paar Monaten stehen werden. Ich möchte mir Unterstützung suchen und freue mich, wenn Du das genauso siehst. Wenn nicht, werde ich meinen Weg trotzdem gehen, aber es wäre schön und mein Wunsch, wenn Du ihn mit mir gemeinsam gehen möchtest.“
Denjenigen, die als Einzelklienten innerhalb einer Partnerschaft zu mir kommen, sage ich immer, dass die eigene Entwicklung Sinn der Therapie ist und ich nicht weiß, wie sich das auf die Beziehung auswirkt. Es kann sein, dass es ein Paar näher zusammenbringt, aber auch dass es sich voneinander entfernt. Als Paartherapeutin arbeite ich immer ergebnisoffen.
Meine Erfahrung zeigt, dass Therapien, bei denen sich ein Partner lange geweigert hat teilzunehmen, keinen günstigen Verlauf haben, da die Verletzungen, die durch das (oft jahrelange) Ignorieren des Therapiewunsches entstanden sind, bereits tiefe Spuren hinterlassen haben. Deshalb kann man auch ohne den Partner handeln und sich weiterentwickeln.
Ich behaupte: „Eigenverantwortung zu übernehmen ist das Gegenteil von Egoismus!“
Lohnt es sich, eine Paartherapie auch allein machen?
Theoretisch ja, denn eine Beziehung ist immer so stabil, wie die beiden Partner, die sie führen. Sorgt also wenigstens einer dafür, dass er an Stabilität gewinnt (durch Wachstum und Weiterentwicklung), hat das auch immer Auswirkungen auf die Beziehung(en).
Praktisch ist es jedoch so, dass einer allein keine Beziehung führen, geschweige denn gestalten kann und man wird immer irgendwann an die Grenzen stoßen.
Gerade deshalb ist es so wichtig sich darüber klarzuwerden, welche Anteile man selbst in der Beziehung hat und dafür auch Verantwortung zu übernehmen. An der Beziehung zu sich selbst lohnt es sich immer(!) zu arbeiten. Ein Leben lang. Vor allem macht es Sinn, nach dem Ende einer (oft langjährigen) Partnerschaft diese zu reflektieren und nicht genauso weiterzumachen bis bisher. Denn wir nehmen uns in jede weitere Beziehung wieder mit;-).
Ich behaupte: „Unsere Beziehung zu anderen, besonders die Liebesbeziehungen, sind immer ein Spiegel der Beziehung zu uns selbst!“
Unsicherheiten vor Therapiebeginn oder Ängste?
Leider ist das Wort „Therapie“ bis heute nicht wert- und urteilsfrei. Besonders Männer tun sich schwer einzugestehen, dass sie mit ihren eigenen Bordmitteln am Ende sind. Es scheint ein Eingeständnis von Schwäche zu sein, was aus Therapeutensicht genau anders herum ist. Schließlich gehen die Leute ja auch zum Zahnarzt oder zum Friseur und machen das i.d.R. nicht selbst. Die Angst als Schwächling dazustehen oder gar als „Psycho“ abgestempelt zu werden, passt bis heute nicht in das Rollenverständnis von vielen Männern (und auch Frauen).
Die größte Angst der meisten Klienten ist übrigens, dass sich herausstellt am Ende getrennte Wege zu gehen. Therapeuten sind aber weder Zerstörer noch Retter von Beziehungen, sondern sie dienen als Spiegel und arbeiten das heraus, was ohnehin da ist.
Von unendlich vielen Therapieverläufen weiß ich, dass immer irgendwann ein Punkt kommt, an dem der Nutzen einer Beratung die Angst davor überlagert und es ist tragisch, wenn sich die Liebe bis dahin schon verabschiedet hat.
Ich behaupte: „Nur wirklich starke Menschen können überhaupt Schwäche zeigen!“
Wie viele Sitzungen benötigt man und in welchen Abständen?
Die Regel ist, dass es keine Regel gibt. Klar muss natürlich sein, dass Veränderung auch immer eine gewisse Auseinandersetzung mit sich braucht und das geschieht kaum innerhalb einer Sitzung;-). Therapie geschieht auch nicht in den Sitzungen, sondern immer in der Zeit dazwischen. Dinge umzusetzen, Erkenntnisse zu gewinnen, Verständnis aufzubauen, Haltung entwickeln, alles das ist Arbeit – an sich selbst und die braucht einfach Zeit.
Meine Erfahrung zeigt jedoch, dass die meisten Klienten in etwa 14-tägigen Abstand zwischen den Settings wählen, denn alle paar Monate einmal beim Therapeuten „vorbeizuschauen“, bringt in einem echten Entwicklungsprozess nicht viel.
Nach ca. fünf Sitzungen ziehe ich gerne Resümee und wir schauen, was sich verändert hat und was es noch braucht. Die Richtung, in die sich das Ganze entwickelt, ist dann meist schon erkennbar.