Miteinander, Nebeneinander oder Gegeneinander?

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Wenn du in einer Partnerschaft steckst, wo würdest du dich einreihen? Lebst du MIT deinem Partner, NEBEN ihm oder schon GEGEN ihn? Genaugenommen kann man nämlich jedes Paar in diese drei Kategorien einteilen. 

Jede Beziehung beginnt im Miteinander und endet (wenn sie denn endet;-)) im Nebeneinander oder gar im Gegeneinander. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem Paartherapie in Anspruch genommen wird.

Miteinander

Hier steht das WIR (noch) ganz oben. Am Anfang der Beziehung sind wir neugierig und interessiert am anderen, was logisch ist, schließlich wollen wir möglichst alles von ihm wissen. Es gibt zu dieser Zeit wenig ICH in einer Beziehung, sondern die Gemeinsamkeiten, das WIR, steht ganz oben an. (Alles andere wird zu diesem Zeitpunkt sowieso verdrängt;-).) Das Motto lautet: Beide ziehen an einem Strang. Sie wollen nur das Beste füreinander und lieben das quasi auch aus sich heraus. Hier ist kein Raum für Machtkämpfe, Konkurrenzdenken, Feindseligkeiten. Der andere begegnet einem als Freund und keinesfalls als Feind. Klingt ziemlich gut, findet Ihr nicht?

Nebeneinander

Das ist die Zeit, in der das Interesse aneinander bereits stark nachgelassen hat und mehr oder weniger friedlich nebeneinander her gelebt wird. Das Motto lautet: Jeder macht sein Ding und im Idealfall sind wir ein gutes Team. Streit ist hier nicht an der Tagesordnung, sondern die Konflikte werden nicht offen ausgetragen und wirken daher unterirdisch sehr ungünstig. Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Kommunikation findet eingeschränkt oder manchmal auch gar nicht (mehr) statt, was peu à peu für Rückzug sorgt. Keiner fühlt sich vom anderen verstanden (wie auch?), denn beide Partner sind oft konfliktscheu, aber manchmal hat man auch schon resigniert, weil man beim Liebsten schon lange nicht mehr durch- oder rankommt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nähe abnimmt und schließlich der Sex endgültig an den Nagel gehängt wird. Die Partnerschaft dümpelt nur noch dahin und stirbt manchmal einen sehr langsamen Tod.

Gegeneinander

Diese Paare sind auch als Streitpaare bekannt und gefürchtet und werden von Therapeuten deshalb gerne gemieden. Ich persönlich mag sie, weil ihre Dynamik relativ leicht zu erkennen ist. Ihr Motto lautet: Macht, Konkurrenz und immer: Wie du mir, so ich dir! Man gönnt sich untereinander nichts mehr, alles wird aufgewogen (wem geht es schlechter in der Beziehung?) und oft fallen Sätze wie: Wer hat mehr in die Beziehung „investiert“? In der Paartherapie werden die sog. „Wenn-Dann-Formulierungen“ zur Bedingung gesetzt. Jetzt muss sich erstmal der andere beweisen, während man selbst sich gemütlich zurücklehnt. Es gibt keine Vorschussleistungen mehr, das Konto ist permanent im Minus. Falls in Gegeneinander-Beziehungen überhaupt noch Sex stattfindet, dann handelt es sich eher um Versöhnungssex und keinesfalls um liebevolle Begegnungen.

Fazit

Die drei benannten Phasen durchlaufen viele Paare und nur diejenigen, die Bereitschaft zur Reflexion haben und wissen, dass man an einer Beziehung auch immer arbeiten muss, kann es gelingen dauerhaft in der ersten Phase zu bleiben. Miteinander sein Leben zu meistern. Gemeinsam. Den Blick auf den anderen haben, ohne dabei den auf sich selbst zu verlieren. Die große Kunst der Balance!

Schließlich macht Partnerschaft nur dann Sinn, wenn man gemeinsam mehr hinkriegt, als jeder für sich alleine. Oder?

 

Foto: © privat (ziemlich hoch oben auf der Seiser Alm, Südtirol)

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