Romance Scamming – Heiratsschwindel via Internet kann jeden treffen

Jeder hat schon mal davon gehört und die meisten werden sich fragen, wie einem so etwas bloß passieren kann! Spätestens seit eine der reichsten Frauen Deutschlands seinerzeit einem Heiratsschwindler auf den Leim gegangen ist, wissen wir, dass es keine Frage der Intelligenz ist und es JEDEM oder JEDER passieren kann! Ich habe hierzu ein Gespräch mit einem Privatdetektiv geführt, der sich auf „Romance Scamming“, also digitalen Heiratsschwindel spezialisiert hat.

Mein Gespräch mit Jochen Meismann von der A Plus Detective GmbH München hat mich sehr beschäftigt und ich habe mich gefragt, inwieweit das scheinbar immerwährende Thema „Heiratsschwindel“ in meiner Praxis überhaupt vorkommt. Tatsächlich ist es mir in seiner Reinform noch nie begegnet und das ist mein erster Blogeintrag, den ich nicht aus eigenen Erfahrungen heraus schreibe, sondern mich extern dazu informieren musste.

Meine bisherige Vorstellung von einer Detektei (und somit auch von einem Detektiv) war sehr klischeehaft: die düstere Hinterhofbude, zu der man sich am liebsten unter der Türschwelle hindurch Zutritt verschafft, wenn es denn überhaupt sein muss. Aber diese antiquierte Vorstellung gehört der Vergangenheit an.

Das Tagesgeschäft der Detektei – Betrug im Internet

Manchmal fragt man sich, warum trotz so vieler Warnungen Dinge wie Enkeltrickbetrug, falsche Polizisten oder Heiratsschwindel immer noch geschehen können.

Nach Aussage von Jochen Meismann erreichen ihn jeden Tag Notrufe von betroffenen Frauen. Übrigens werden nach den Erfahrungen seiner Detektei tatsächlich zu 95% Frauen Opfer dieser Betrugsmasche und nur 5% der Betrogenen sind Männer.

Auch die verursachten finanziellen Schäden sind bei Männern bedeutend geringer als bei Frauen. Bei den Männern handelt es sich nur selten um Beträge über 10.000,- Euro, erklärt mir der Detektiv pragmatisch.

Damit wir mal eine Vorstellung davon bekommen, um welche Beträge es sonst noch so geht: Nur allein in der „Corona-Zeit“ hat die „erstplatzierte“ Geschädigte von Meismanns Kundinnen einen Schaden von 2.000.000,- Schweizer Franken erlitten, Platz zwei bekleidet eine Dame mit 600.000,- Euro und auf dem dritten Platz haben wir immer noch knapp 300.000,- Euro zu verzeichnen!

Meismann erklärt mir, dass viele verwitwete Frauen das vollständige Erbe ihrer Männer oder Familie dadurch verloren haben. Durchaus vorstellbar, dass die verstorbene Verwandtschaft sich im Grabe umdrehen würde, wenn sie das wüsste. Die Chance, das verlorene Geld zurückzuerhalten geht übrigens gegen null.

Kann jeder auf Heiratsschwindler reinfallen?

Theoretisch ja. Praktisch sind hauptsächlich diejenigen gefährdet, die zum einen im Internet unterwegs sind und zum anderen unerfahren im Umgang mit dem Internet sind und sich auf Partnersuche befinden. Die Zielgruppe sind hauptsächlich Frauen, die lange Zeit keinen passenden Partner gefunden haben und darüber verzweifelt sind.

Diese (fast immer) Frauen sind entweder alleinstehend, verwitwet oder unglücklich verheiratet (also zu zweit allein), aber eins haben sie alle gemeinsam: sie sind immer sehr, sehr einsam! Einsamkeit ist der Nährboden, auf dem die Methoden der Romance Scammer überhaupt erst gedeihen können!

Wenn der materielle Schaden entstanden ist, rufen die Leute natürlich nicht in meiner Praxis an, sondern oft bei Menschen wie Jochen Meismann. Selten gehen sie direkt zur Polizei, weil die Schamgefühle immens groß sind. In meine Praxis hingegen kommen Menschen, die oft schon jahrelang auf der Suche nach einer Partnerschaft sind. Einige von ihnen haben sämtliche Internetportale abgegrast und andere viel Geld für Heiratsvermittlungsagenturen ausgegeben (15.000,- Euro sind auch hier keine Seltenheit!). In diesem Verzweiflungs-Milieu haben Betrüger ein denkbar leichtes Spiel.

Wie arbeiten Romance Scammer?

Die Methode der Heiratsschwindler ist im Grunde recht einfach und besteht lediglich aus einer Zutat und die heißt Aufmerksamkeit. Genau das ist es, was die Betroffenen schon lange nicht mehr bekommen haben. Zuwendung, Interesse – natürlich alles nur vorgetäuscht, aber wen interessiert das schon, wo es sich doch so verdammt gut anfühlt?

Die Frauen werden mit Aufmerksamkeit durch Telefonate, Nachrichten und Mails rund um die Uhr förmlich überschüttet. Liebesgedichte morgens, Liebesgesülze mittags und Liebesschwüre abends. Rund um die Uhr werden sie versorgt und das in einem Maße, wie sie es vorher nicht für möglich gehalten hätten. Die Männer werden quasi Bestandteil ihres Lebens.

Was für Menschen sind Romance Scammer?

Die weiblichen Täterinnen stammen oft aber nicht nur aus osteuropäischen Ländern und sind teilweise sogar „echt“, aber ihre Namen frei erfunden. Die männlichen Täter kommen überwiegend aus afrikanischen Herkunftsländern. Sie treten stets als Weiße auf und arbeiten mit gestohlenen Fotos aus dem Internet, aus Artikeln und Magazinen, sozialen Netzwerken. Sie stehlen sich sozusagen Identitäten aus dem Netz und sind durch die Bank attraktive Menschen mit tadellosen Körpern. Das Alter wird entsprechend dem Wunsch der Frauen angepasst, so dass sie immer ins Beuteschema passen. Die Auserwählten bekommen das zu hören, was sie hören wollen und sich so sehr wünschen. Man könnte auch sagen, was sie so sehr brauchen, denn das Ganze grenzt an Abhängigkeit, ja teilweise Suchtverhalten.

All diese Betrüger nehmen Kontakt zu Frauen und Männern auf und schaffen es rasch, diese in eine emotionale Abhängigkeit zu manövrieren. Dies geschieht, indem sie ihnen Komplimente machen, Wertschätzung vorgaukeln und die riesige Lücke der fehlenden Aufmerksamkeit befüllen. Von morgens bis abends wird vermittelt, wie sehr man sie vermisse, wie schön sie seien und extrem schnell wird von DER großen Liebe gesprochen.

Die meisten Geschädigten liegen in einer Altersklasse zwischen 45 und 70 Jahren.

Schon nach kurzer Zeit können die Frauen und Männer ohne diese Zuwendung kaum mehr existieren und verzehren sich nach ihnen. Nach Menschen, die sie noch nie im Leben gesehen haben (und das auch nie werden).

Heiratsschwindel ist Organisierte Kriminalität

Ich dachte bei dem Begriff organisierte Kriminalität an vieles, aber bisher habe ich das noch nicht in Verbindung mit der Liebe gebracht. Jochen Meismann erklärte mir, dass die guten Scammer immer in Teams arbeiten, damit sie jederzeit, also 24 Stunden am Tag, erreichbar für die Frauen seien. Jeder Einzelne „betreut“ ca. acht bis zehn von ihnen im Durchschnitt. Somit haben die Betrüger sogar auch mal einen freien Tag, wovon die Frauen nichts bemerken, da der Kollege dann die Schicht übernimmt.

Es gibt fast nie Kontakt außerhalb des Schreibens. Oft „arbeiten“ die Romance Scammer als angebliche Soldaten bei der US-Army oder sie sind Ärzte für die UNO und „dürfen“ deshalb angeblich nicht skypen. Manchmal wird auch eine Fake-Skype-Software verwendet und die Leitung bricht stetig ab, so dass sich die „Verliebten“ bedauerlicherweise nicht sehen können.

Wenn das Vertrauen nach einiger Zeit entsprechend aufgebaut wurde, tritt immer ein finanzielles Problem auf. Entweder ist ein Familienmitglied erkrankt oder derjenige braucht einen Vorschuss, um endlich in persona zur Geliebten zu gelangen. Ist einmal Geld geflossen, kommen immer neue Forderungen. Und hier hat die emotionale Abhängigkeit bereits zugeschlagen.

Wer mehr über diese Betrugsmasche wissen will, findet zahlreiche Warnungen auf dem Portal RomantikBetrug.com, das Jochen Meismann als Hilfe für Betroffene online gestellt hat.

Wie kann man sich vor dem Internet-Betrug schützen?

Das einfachste Mittel, um sich vor solchen Typen im Netz zu schützen, ist das eigene gesunde Misstrauen. Meismann nennt ein paar goldene Regeln. Wer die einhält, läuft zumindest nicht Gefahr, finanziell ausgebeutet zu werden.

  1. Traue niemandem aus dem Internet. Erst wenn man sich persönlich in die Augen geblickt hat, ist man einen Schritt weiter, was nicht heißt, dass es keine Heiratsschwindler im realen Leben geben kann.
  2. Niemals Geld an jemanden schicken, den man nur aus dem Internet kennt und dessen Identität nicht eindeutig überprüft wurde.
  3. Vorsicht beim Versenden von Fotos, die einen nackt zeigen. Man weiß nicht, in wessen Besitz die geraten und spielt sich so in die Hände möglicher Erpresser.
  4. Ein No-Go: Niemals ein Bild des eigenen Ausweises an Fremde schicken.

Wer jetzt wissen möchte, wie infam die Betrüger ihr Spiel spielen, kann sich das E-Book durchlesen, das Jochen Meismann online gestellt hat. Sein kostenloses E-Book Romance Scammer – Heiratsschwindler der Neuzeit  gibt noch tiefere Einblicke in das unglaubliche Geschäftsmodell der Organisierten Liebesbetrüger.

Lesen Sie dazu noch meinen Artikel:  Wie date ich am besten? 1. Teil: Online-Dating

 

Foto: © privat

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