Wenn es nur noch ein WIR in der Partnerschaft gibt

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Stellt Dir mal die ehrliche Frage, wie viele Partner aus Deiner Beziehungsvita Dein Freundeskreis schon erlebt hat und dann frage Dich, ob und welche Partnerschaft Deine Freunde überlebt hat? Ich meine hier natürlich echte Freunde und nicht kurze Bekanntschaften.

Immer wieder stelle ich fest, wie viele Menschen ihre Partnerschaft(en) über die Freundschaften stellen. Warum eigentlich?

Keine Frage des Alters, sondern der Reife

Man könnte meinen, dass es eher junge Menschen sind, die sich Hals über Kopf auf eine neue Liebe einlassen, um dann nach außen hin alles zu vergessen, was ihnen bis dahin lieb und teuer war. In diesem Fall könnte man dafür Verständnis aufbringen, schließlich ist Verliebtsein in der Jugend etwas ganz Besonderes.

Aber es ist viel weniger eine Frage des Alters, ob verliebte Menschen neben dem oder der Angebetenen ihr Umfeld noch wahrnehmen oder in einer Symbiose feststecken. Es handelt sich vielmehr um eine Frage der Reife und vor allem der Bedürftigkeit. Menschen, die brauchen, können nicht entscheiden, so dass Leute, die eine Partnerschaft haben „müssen“, um sich gut oder vollständig zu fühlen, auch immer bereit sind, sich dem anderen anzupassen. Sie tun viel, oft zu viel dafür, ihre Bedürfnisse befriedigt zu wissen.

Bedürftigkeit

Das Motto lautet: Man braucht einen Partner. Jedenfalls ist es besser einen zu haben, als keinen vorzuweisen. Bedürftige Menschen haben wenig Singlezeiten und diese sind auch schnell wieder vorüber. Jahrelange Beziehungspausen gibt es kaum und wenn, dann geht es ihnen dabei immer schlecht. Eine Trennung erfolgt häufig erst dann, wenn der oder die Nächste schon bereit steht, weil das Alleinsein kaum vorstellbar erscheint.

Natürlich kann man sich vorstellen, dass der Partner bei diesen Voraussetzungen, immer eine Hauptrolle spielen wird. Der Fokus liegt auf der Partnerschaft und alles andere ist nachrangig. Vieles bis alles wird nur noch gemeinsam gemacht. Die Folge dieser Beziehungssymbiose ist, dass es kein ICH mehr gibt, sondern nur noch ein WIR. Die Eigenständigkeit wird weniger, die Abhängigkeit größer.

Männer sind sozial schlechter aufgestellt

Sobald Männer in einer Beziehung sind, überlassen sie gerne die Verantwortung für die Sozialkontakte ihrer Partnerin. Jetzt fällt das Koordinieren von privaten Terminen in ihr Aufgabengebiet. Die alten Freunde aus Schul- oder Unizeiten werden vernachlässigt, zumal man mit der neuen Partnerschaft ausgelastet genug ist.

Zum Problem wird das erst dann, wenn sich die Partnerin aus dem Staub gemacht hat und der Mann dadurch in ein tiefes Loch fällt (Praxiserfahrung!). Mit Wehmut wird festgestellt, dass er die letzten Jahre oder sogar Jahrzehnte, seinen Freundeskreis völlig aus den Augen verloren hat. Mühsam muss dieser nun neu aufgebaut oder aktiviert werden.

Für das Umfeld ist es schwierig

Jeder, der im Freundeskreis oder in der Familie einen Beziehungsjunkie hatte oder hat, weiß wie anstrengend und nervig das sein kann. Den früheren Freund scheint es als Individuum nicht mehr zu geben. Aus dem ursprünglichen ICH ist ein WIR geworden. Frei nach dem Lebensmotto: Komme ich, kommen wir. Es heißt nur noch: „Wir sind in …“ oder: „Wir fahren nach …“ oder: „Wir finden, dass …“

Man kann nur hoffen, dass es möglichst lange ein WIR gibt, so dass die schmerzhafte Erkenntnis, ohne den anderen irgendwie nicht mehr ausreichend zu sein, lange hinausgezögert wird. Oder darauf zu hoffen, dass ein Kollaps möglichst zeitnah passiert, so dass noch Zeit bleibt, einen stabilen Freundeskreis aufzubauen. Denn Freunde bilden das Netz, das man braucht, wenn man fällt. Immer. Partner hingegen nur manchmal.

Fazit

Menschen, die nach der anfänglichen Verliebtheitsphase (kann je nach Beziehungsstruktur durchaus zwischen ein paar Monaten und Jahren andauern) immer noch in einer symbiotischen Liebesbeziehung schwelgen, weisen kein stabiles Selbstwertgefühl auf. Sie definieren sich vielmehr über den Partner und „benutzen“ ihn dadurch auch. Allerdings hat ein Partner, der dies mitmacht auch immer seinen Anteil und findet ebenso Gefallen daran. Es gibt hier kein Opfer und keinen Täter, sondern nur zwei Menschen, die ihr Selbst gegenseitig beleihen und sich dadurch stützen.

Wenn es in einer Partnerschaft kein WIR gibt, kannst Du hier weiterlesen: Fehlendes ICH-Gefühl …

 

Foto: © privat 

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